Seit Anfang des Jahres bieten zahlreiche Universitäten und Hochschulen in Nordrhein-Westfalen eine Alternative zu Dropbox und Co.. Ich habe zum Launch berichtet . Da das System schon länger läuft, wird es Zeit, dass ich es ausgiebig teste. Ich installiere dazu Sciebo auf Windows 8.1, Windows 10, Ubuntu und OSX. Zum Test werfe ich meinen knapp 8GB großen Uni-Ordner, der momentan bei OneDrive liegt, in Sciebo und schauen wie Geschwindigkeit, Usability und ähnliches ist. Außerdem teste ich die unterschiedlichen mobilen Clients. Ich habe mehrere Jahre Dropbox (derzeit 55GB) als primären Synchronisationsdienst genutzt, bin vor zwei Jahren auf OneDrive (derzeit 72GB) umgestiegen und nutze Dropbox nur noch als Backup. Immer wieder teste ich Alterenativen. Etwa Google Drive wegen ‚Photos‘ . Oder Wuala, Box, Copy, iCloud, SugarSync, SpiderOak, Mega und andere.
Installation und Einrichtung
Als erstes ist mein Desktop mit
Windows 10 Technical Preview
dran. Knapp über 40MB große Installationsdatei
von der Website laden
.
Nach der Installation des Programms, muss es konfiguriert werden. Der erste Screen fragt nach der Serveradresse. Sagt aber nicht, wo man diese findet. Zum Glück bin ich auf der Website schon einmal über die Übersicht mit den Adressen gestolpert. Sie heißt
Login
.
Einfach die Adresse meiner Uni, https://uni-paderborn.sciebo.de, kopieren und einfügen. Als nächstes werde ich nach Benutzername und Passwort gefragt. Ich habe keine Ahnung welcher Benutzername und welches Passwort. Probiere es aber einfach mit meinem IMT-Account, welcher an der Uni Paderborn für fast alles genutzt wird.
„Zugang vom Server nicht erlaubt.“. Aber dieses Mal gibt es einen Link. Leider kann ich ihn nicht anklicken und da er nicht direkt angezeigt wird, auch nicht abschreiben. Überraschenderweise funktioniert ein Rechtsklick und ich kann ihn kopieren. Der Link ist: https://uni-paderborn.sciebo.de. Okay.
Ich werde erneut nach Benutzername und Passwort gefragt. Auch hier funktioniert mein IMT-Account nicht. Versuche ich das Passwort zurückzusetzen, erscheint die Meldung, dass es den Nutzernamen nicht gibt. Langsam kommen wir weiter.
Zurück auf der sciebo-Hauptseite sehe ich den Link zum Registrieren . Ich wähle Universität Paderborn aus und werde auf eine Authentifizierungsseite der Uni weitergeleitet. Was bedeutet „clear my attribute release consent“? Meine Zustzimmung zu was solch ich widerrufen? Ich hake es nicht an. Funktioniert auch.
Edit: Auflösung zur Bedeutung gibt es jetzt in
den Kommentaren
. Wird bald auch technisch klarer gemacht.
Nun bekomme ich meinen Nutzernahmen und kann ein Passwort vergeben. Auf der nächsten Seite noch der Hinweis, dass meine Anmeldung bis zum 18.12.2015 gültig ist und auf dieser Seite verlängert werden kann. Was passiert, wenn ich das nicht tue? Bekomme ich eine Benachrichtigung bevor es soweit ist?
Einloggen funktioniert trotzdem nicht. Mir wird immer gesagt, mein Passwort wäre falsch. Also setze ich ein neues. Und dann noch eines. Inzwischen bin ich bei 4 Buchstaben. Fehler ausgeschlossen. Es funktioniert immer noch nicht. Egal ob ich versuche mich mit dem Client oder über die Website versuche einzuloggen. Das Zurücksetzen des Passworts über die Paderborn-Sciebo-Website sagt mir weiterhin, dass es meinen Account gar nicht gibt.
Ich lese mir die
Hilfe zur Einrichtung
durch. „e) Geben Sie Ihr gewünschtes sciebo-Passwort an. Es muss mindestens acht Zeichen haben und sollte aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Zahlen bestehen.“. Aber ich habe doch keine Fehlermeldung bekommen? Nochmal zur Registrierungsseite und erneut eingeben. Da ist die Fehlermeldung. Getarnt als normaler Absatz. Ich bin usability-verblödet.
Es funktioniert! Ich kann wählen, ob ich nur einzelne Elemente oder alles synchronisieren möchte. Und wo der synchronisierte Ordner sein soll. Vorerst reichen mir die voreingestellten Dinge.
Und die Einrichtung ist fertig.
Als nächstes Microsoft Surface Pro 3 mit Windows 8.1. Die Installation läuft problemlos ab. Auch das Anmelden ist kein Problem. Ich kopiere die Dateien in den Sciebo-Ordner und während sie kopiert und hochgeladen werden, wechsel ich am Desktop das Betriebssystem.
sciebo unter Ubuntu
Auf der sciebo-Downloadseite wird direkt auf die ownCloud-Downloadseite für Linux verwiesen. Die gibt es aber nicht mehr und so wird man auf die allgemeine ownCloud-Downloadseite weitergeleitet. Das ist grundsätzlich kein Problem, aber davon auszugehen, dass alle *nix-Nutzer_innen wissen, dass sciebo auf ownCloud passiert und voll kompatibel ist, finde ich gewagt. Vor allem, weil es auf der sciebo-Seite nur sehr versteckt erwähnt wird.
Die ownCloud-Seite verweist wiederum auf eine openSUSE-Seite, wo angezeigt wird, wie man den ownCloud-Client unter CentOS, Debian, Fedora, openSUSE, SLE oder Ubuntu installieren kann. Dabei wird immer auf das openSUSE-Repository verwiesen.
Einfacher geht es über das Ubuntu-eigene universe Repository. Entweder über das Ubuntu Software Center (einfach nach owncloud suchen) oder über die Kommandozeile:
sudo apt-get install owncloud-client
Anschließend ist der ownCloud-Client über die Suche verfügbar. Auch hier wird wieder Adresse der Uni und die Benutzerdaten eingegeben.
Allerdings werden wohl immer alle Dateien synchronisiert und man kann kein selective Sync einstellen.
Funktioniert aber soweit auch wunderbar.
Die ersten Dateien werden bereits synchronisiert. Soweit alles bestens.
OSX
Für OSX gibt es wieder einen angepassten Client. Download als .pkg direkt von der sciebo-Website. Installation gewohnt unkompliziert.
Wie unter Windows gibt es die Möglichkeit für selective Sync.
Erster Sync funktioniert problemlos.
Geschwindigkeit
Ich habe meinen etwa 10GB großen Uni-Ordner in Sciebo kopiert und beobachtet wie schnell es im Vergleich zu OneDrive ist. Kein ausführlicher Test zu gleichen Bedingungen, sondern kleinere Beobachtungen, die ein Grundgefühl vermitteln.
Das könnte man vielleicht als Normal- bzw. Extremnutzung bezeichnen. Beide Clients versuchen zu synchroniseren und die Leiten voll auszunutzen. 120down, 6up stehen zur Verfügung. Aufgrund des WLANs sind aber 60-70down realistischer. Hier hat OneDrive die Nase vorne.
Highspeed im Uni-Netzwerk. Nachdem zuhause OneDrive besser abgeschnitten hat, habe ich in der Uni mit beiden Programmen einzeln versucht große Datenmengen hochzuladen.
Während Sciebo mit 60Mbit/s die volle Bandbreite, die per WLAN realistisch ist, ausnutzt, kommt OneDrive auch hier nicht über 30Mbit/s. Da der Server nicht direkt an der Uni Paderborn steht, sondern nur die Internetanbindung dort besser ist, kann man davon ausgehen, dass Sciebo grundsätzlich mehr Geschwindigkeit bietet.
Nach fast einem Monat Nutzung behaupte ich, dass sciebo schneller ist, man aber in beiden Fällen meist von der Internetanbindung des Endgerätes eingeschränkt ist und weniger vom Service.
Dateien und Ordner mit sciebo teilen
Man kann Dateien im sciebo-Ordner direkt über das Kontextmenü teilen.
Dabei ist es möglich sowohl einen passwortgeschützten als auch einen temporären Link mit Ablaufdatum zu erstellen. Ich würde es bevorzugen, wenn stattdessen der Link direkt nach dem ersten Klick in die Zwischenablage kopiert werden würde und man stattdessen Links online deaktiviert und/oder mit Zusatzoptionen versieht.
Im Web-Intefrace sieht man alle geteilten Links und kann diese bearbeiten oder auch löschen.
Im Web-Interface kann man Dateien und Ordner auch direkt mit anderen sciebo-Nutzer_innenn teilen. Dazu braucht man aber deren exakte Nutzerkennung, die nicht mit der Mail-Adresse übereinstimmen muss. Bei der Uni-Paderborn ist es immer [email protected]. Mit Nutzer_innen anderer Hochschulen kann man nicht direkt über die Kennung teilen, sondern muss einen Link erstellen und dort gibt es dann die Möglichkeit das geteilte der eigenen ownCloud hinzufügen. Ich behaupte einmal es wäre einfacher, wenn man eine Mail-Adresse eingeben könnte und die Person bekommt einfach den Link gemailt und kann dann damit weiterarbeiten.
Fazit: Tolles Service, aber warum die Technologie verschleiern?
Sciebo kommt von der Usability nicht an OneDrive heran, ist aber nicht weit abgeschlagen und hat andere Vorteile. Wer möchte, dass seine Daten auf Uni-Servern in Deutschland liegen, wird hier bestens bedient. Geschwindigkeit und Funktionalität passt auch.
Auch nach mehreren Wochen Test hatte ich keine Probleme mit der Synchronisation. Manchmal gab es eine Fehlermeldung, wenn während der Synchronisation die Internetverbindung abbrach, aber die betroffenen Dateien wurden problemlos nachsynchronisiert, wenn ich wieder verbunden war.
Schade finde ich, dass man versucht zu verstecken, dass sciebo eine ownCloud-Instanz ist. ownCloud ist ein tolles OpenSource-Projekt mit gutem Ruf. Es gibt zahlreiche ownCloud , die ganz normal mit sciebo arbeiten. Auf der sciebo-Website wird es aber nur am Rande erwähnt. Dann wenn man nichts angepasstes hat, wie etwa bei Linux. Erst der Button „in eigene ownCloud hinzufügen“ bei geteilten Links zeigt, dass man neben sciebo auch problemlos mit anderen ownCloud-Instanzen arbeiten kann und eben nicht an sciebo gebunden ist.
Hallo Luca, schön dass bei jetzt 20.000 Sciebo-Nutzern jemand einen Erfahrungsbericht in seinem Blogg veröffentlicht. Ich hätte mich lediglich zur Installation etwas mehr an die Dokumentation des Hilfecenters auf der Sciebo-Webseite gehalten. Dort hättest Du erkannt, warum und wofür zunächst eine Registrierung via DFNAAI durchgeführt wird, wie die Serveradresse zum Sciebo-Dienst Deiner Host-Uni und vor Allem wie Dein Login lautet. Siehe https://www.sciebo.de/de/helpcenter/firststeps/index.html
Ansonsten: Schöner Erfahrungsbericht.
Das war sicherlich der verwöhnte User in mir, der es gewohnt ist überall den IMT-Account nutzen zu können und sciebo als Angebot seiner Uni wahrnimmt. Die von dir verlinkte Anleitung habe ich dann auch befolgt, nachdem ich mich nicht einloggen konnte. Ist auch oben im Text verlinkt.
Ich freue mich auf jeden Fall, dass die Unis in NRW sowas anbieten und hoffe, dass es gut angenommen wird.
Hallo Luca,
wir machen demnächst die Paderborner Login-Seite der DFN-AAI neu. Dann wird klarer, was „clear my attribute release consent“ bedeutet.
In kurz: bei der Anmeldung an die DFN-AAI gibt man i.d.R. auch eigene Daten an den Dienstanbieter frei (bspw. Vor- und Nachname, E-Mail Adresse, …)
Vor der ersten Nutzung eines Dienstes werden diese Daten auch im Detail angezeigt, damit man sich ggf. noch anders entscheiden kann.
Will man diese Detailansicht später noch einmal sehen, Haken bei „clear my attribute release consent“.
Liebe Grüße vom IMT
Super. Vielen Dank fürs Klarstellen. Habe den Artikel editiert und auf den Kommentar verwiesen.