Review: cmx mid wintek

Ein Tablet mit Tastatur und vollem Windows 8.1 um 200€. Kann das gut gehen? Ich war zu Beginn sehr skeptisch, wurde jedoch positiv überrascht. Für den Uni-Alltag durchaus geeignet. Eine uneingeschränkte Empfehlung kann ich dennoch nicht geben. Die Details dazu im Test.

Eckdaten des WinTek 101-1016

Es handelt sich um das neue MID WinTek 101-1016 von CMX . Als Prozessor kommt ein stromsparender Intel Atom Z3735F QuadCore mit 1,8GHz zum Einsatz. Für Browsen, Mails, Word und OneNote reicht das. Mit 1GB RAM wurde der Arbeitsspeicher ziemlich knapp bemessen. Da haben manche Smartphones mehr zu bieten. Aber die sind dann auch wesentlich teurer. Auch beim Massenspeicher war man mit 16GB schon hart am Limit. Dafür kann man Micro-SD-Karten zur Erweiterung nutzen. Für 30€ bekommt man derzeit 64GB. Weiters gibt es einen Micro-USB-Anschluss, einen Micro-HDMI-Anschluss und einen 3,5mm Klinkenanschluss für Kopfhörer oder Boxen. Das Display kommt auf 25,66cm bzw. 10,1 Zoll und hat magere 1366×768 Pixel. Dafür 10-Punkt-Multitouch und Bewegungssensor. Die Front-Kamera kann man mit ihren 2MP maximal für kurze Videochats nutzen. Das WiFi-Modul kann dank 802.1.1 b/g/n Standard mit teureren Geräten problemlos mithalten. Bluetooth 4.0 gibt es obendrauf.

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Preisempfehlung liegt derzeit bei 249€. Bei MediaMarkt findet man es für 200€ . Tastatur gibt es zum dazukaufen um 50€ oder im Bundle ebenfalls um 200€ .

CMX MID WinTek 101-1016 + CMX USB Keyboard Windows Tablets online kaufen bei MediaMarkt - Google Chrome 2015-01-09 14.03.54

Wie sich das Gerät anfühlt

Man hat schon bei den Spezifikationen gemerkt, dass das Hybrid-Tablet sich Mühe gibt günstig zu bleiben. Wo es nur möglich ist, wurde gespart. Das Gefühl setzt sich beim Auspacken fort. Selbst das Ladekabel (USB-zu-Micro-USB) ist ziemlich kurz. Da man aber jegliches Kabel mit Micro-Anschluss nutzen kann, ist das kein großes Problem. Ich finde es praktisch, dass man das das Hybrid-Tablet somit auch an diverse Handy-Ladegeräte anschließen kann. Das Tablet ist bis auf die Anschlüsse in Plastik gehüllt. Micro-SD, Kopfhörer, Micro-USB und Micro-HDMI befinden sich zusätzlich unter einer Plastik-Klappe. Somit muss man sich zumindest nicht zu viele Sorgen machen, dass Dreck in das Innere des Gerätes kommen kann. Das Tablet ist überraschend schwer und stabil verarbeitet. Nichts knarzt oder bewegt sich. Bei meinem Testgerät scheint das Display nicht korrekt aufgesetzt worden zu sein. An den beiden unteren Ecken sind zwei Luftblasen, wie man sie von Schutzfolien kennt. Die Transport-Schutzfolie habe ich bereits entfernt. Da es außerhalb des genutzten Displays ist, bleibt es bei einem kleinen Schönheitsfehler, der die Nutzung nicht beeinflusst. Die gesamte Rückseite besitzt eine Waben-Struktur und ist an den Rändern leicht abgeschrägt. Der Windows-Button befindet sich nicht wie am Surface an der schmalen Seite des Displays, sondern an der breiten. Power-Knopf an der linken Seite neben den Anschlüssen und auf der Oberseite gibt es einen Rotations-Lock-Button sowie einen Leiser/Lauter-Schalter.

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Die Hülle, in der die Tastatur eingebaut ist, fühlt sich samtig-glatt an. Die umschließt das Hybrid-Tablet komplett, wenn sie geschlossen ist. Dadurch ist es nochmals besser geschützt. Auch wenn es gefühlt gar nicht so viel Schutz nötig hätte. Klappt man sie auf, kann man den Deckel zu einer Stütze falten, welche durch in die Hülle integrierte Magneten stabil bleibt. Das Tablet wird eher auf der Hülle aufgelegt, als hineingesteckt. Dadurch lässt es sich einfacher davon lösen, man muss es lediglich hochheben, aber es ist nicht möglich das Gerät mit einer Hand im aufgeklappten Zustand zu tragen.

Das Display hat einen okayen Blickwinkel, solange man es waagrecht nutzt. Sobald man es senkrecht hält, hat man ein Problem. Von der rechten Seite (zuvor von oben) ist der Winkel gut. Von der linken Seite (also von unten, wenn es auf der Tastatur steht) reichen ein paar Grad aus, um die Farben komplett zu zerstören. Es ist schwer noch etwas zu erkennen. Oben/unten (links/rechts auf der Tastatur) ist hingegen auch kein Problem.

Reicht die Leistung für den Uni-Alltag?

4 Sekunden auf den Power-Knopf drücken und das Gerät ist nach 15-20 Sekunden voll einsatzbereit. Das hat mich beeindruckt. Schließlich handelt es sich um vollwertiges Windows 8.1. Aus dem Stand-By ist es sofort verfügbar. Windows ist anschließend überraschend snappy und es kommt bei Standardtasks nur selten zu Verzögerungen. Zu viele Tabs sollte man nicht zugleich offen haben und beim Spielen darf man sich auch nicht viel erwarten. Einfachere Spiele sind aber kein Problem. Auch das Anschließen eines Xbox-One Controllers funktioniert mit einem entsprechenden Kabel (micro-USB-zu-micro-USB) problemlos. Ich habe es mit Spelunky getestet und dort fällt kein Unterschied zu einem stärkeren System auf. Beim Test mit Antichamber, welches die Unreal Engine 3 nutzt sieht es schon schlechter aus. Es ist am Limit der Spielbarkeit. Meist um die 20 FPS, allerdings mit Momenten im einstelligen Bereich. Reduziert man die genutzte Bildschirmgröße wird es etwas besser. Aufwändigere Spiele konnte ich aufgrund des winzigen Massespeichers nicht nutzen. Und damit kommen wir zu einem der Hauptprobleme des Gerätes. Nach dem Einrichten von Windows hat man nur noch 2-3GB der verbauten 16GB übrig. Bedenkt man noch, dass das System mit nur 1GB RAM immer wieder auf den Massenspeicher auslagern muss, ist das alles sehr knapp. Für den Alltag kann man das Gerät also nur mit zusätzlicher Speicherkarte empfehlen. Mit etwas Frickeln kann man dort auch seine Standard-Programme darauf installieren. Dann kann man die Karte jedoch nur noch umständlich austauschen. Am besten viel mit OneDrive arbeiten und standardmäßig alle Dokumente nur online speichern.

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Office 365 gibt es für das erste Jahr kostenlos. Würde man das direkt bezahlen wären das 84€. Beim Preis des Tablets beachtlich. Man kann damit keine riesigen (10.000+ Zeilen) Excel-Tabellen bearbeiten, normal große Office-Dateien sind kein Problem. OneNote, das in meine Augen wichtigste Programm für die Uni, läuft wunderbar. Man kann mit dem Finger auf dem Touchscreen Skizzen erstellen und Dinge markieren, aber auch die Tastatur nutzen, um sich Notizen zu einer Lehrveranstaltung zu machen. Im Test habe ich mit den Office-Programmen keinerlei Probleme gehabt.

Gewöhnungsbedürftige Tastatur

Ich halte Tastaturen für eines der wichtigsten Aspekte an Computern und war mit der Tastatur des Sony Vaio Convertible Laptop eher unzufrieden. Die beim Surface Pro 3 funktioniert erstaunlich gut. Am Desktop verwende ich eine Mechanische mit Cherry MX Blues. Die Tastatur des WinTek 101-1016 ist grundsätzlich gut verarbeitet. Es klappert nichts, sie ist grundsätzlich stabil und es gibt keine scharfen Kanten. Mein erstes Problem ist die Größe. Etwa 12x12mm große Tasten (Standard 14-15mm) auf einer Breite von weniger als 24cm statt der 28cm bei normalen Tastaturen. Das Surface Pro 3 packt übrigens 17x17mm große Tasten auf 26cm. Zwischen den Tasten beim WinTek sind 3-4mm Freiraum. Selbst wenn ich meine Finger direkt aneinanderdrücke ist es schwer je eine Taste damit zu berühren, weil die Tasten kleiner sind als meine Finger breit. Das lässt sich bei einer so kleinen Bildschirmdiagonale wahrscheinlich nicht anders lösen. Das nächste Problem ist das Layout. Winzige Enter-Taste, Extra-lange Shift-Taste links, dafür rechts reduzierte Größe, weil der Pfeil nach oben sich links daneben befindet. Beim Schreiben springe ich somit häufig eine Zeile nach oben, wenn ich etwas groß schreiben möchte. Entfernen-Taste rechts neben der Leertaste. Dafür bekommen die vier Grundrechenarten eigene Tasten rechts oben. Wobei diese auch auf Standard-Tastaturen ohne Ziffernblock problemlos mit Shift angewählt werden können. Eine weitere Schwierigkeit ist bauartbedingt. Die Handballenablagen sind plan mit der Tastatur. Das fällt vor allem beim Leerzeichen unangenehm auf, weil ich mit dem Daumenendgelenk auf der Auflage aufliege bevor der Druckpunkt der Leertaste erreicht wurde. Das hängt stark vom Winkel ab, mit dem die Finger auf die Tastatur kommen. Bei der Leertaste ist das bei mir ziemlich flach. Mir fällt es schwer auf der kleinen Tastatur mit ordenlicher Geschwindigkeit zu schreiben. Wenn man geschicktere Finger besitzt und kein Problem hat sich umzugewöhnen, sollte dies aber nur ein kleines Problem sein.

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Micro-Anschlüsse führen zu Makrosammlung an Adaptern

Micro-USB zum Aufladen ist super, weil fast alle Smartphones standardmäßig Micro-USB nutzen. Möchte man aber einen USB-Stick anschließen, oder ein Smartphone, hat man ein Problem. Für den USB-Stick braucht man ein Kabel mit weiblichen USB-A (Normalgröße) auf männlichen micro-USB Anschluss. Gibt es für ein paar Euro, aber muss man dann immer dabei haben. Um ein Smartphone oder eben einen Xbox-Controller anzuschließen braucht es ein Kabel mit zwei männlichen micro-USB Anschlüssen. Hat man meist auch nicht zuhause herumliegen, weil normalerweise männlicher USB-A zu männlichen micro-USB genutzt wird. Also entweder noch ein Kabel holen oder mithilfe des micro-männlich-auf-normal-weiblich-Kabels die Verbindung herstellen. Und dann sollte man sich noch einen micro-HDMI-auf-normal-HDMI oder micro-HDMI-auf-normal-DVI holen.

Die Konkurrenz

Es gibt viel zu kritisieren am WinTek Tablet, aber man darf nicht vergessen was man bezahlt und was man bekommt. Windows 8.1 (eigentlich 80€+) und 1 Jahr Office 365 (eigentlich 80€+) würden zusammen schon über 160€ kosten. Bleiben noch 40€ für ein vollwertiges Tablet, das durch das Aufstecken auf die Tastatur in einen Laptop verwandelt wird. Ein Laptop, der problemlos Office und Surfen bewältigt und sogar Reserven für einfache Spiele hat. Das günstigste Tablet mit ähnlicher Bildschirmgröße ist das WeTab, welches ebenfalls 200€ kostet und keine Tastatur mit sich bringt, sowie schwächere Leistungsdaten hat und vor allem ein Betriebssystem, das seit 2012 nicht mehr weiterentwickelt wird. Für 230€ gibt es erste Android-Tablets, meist aber mit veralteter Android-Version und ebenfalls ohne Tastatur. Davon abgesehen ist Android nur begrenzt für den Laptop-Betrieb geeignet. Günstiger ist man einem klassischen Netbook unterwegs. Möchte man aber einen modernen Quadcore, zahlt man dort auch schnell 250€ und mehr. Außerdem herrschen dort noch HDDs vor. Die sind zwar größer, aber in Kombination mit den allgemein leistungsschwächeren mobilen Prozessoren unerträglich langsam, wenn man schnell ein paar Notizen machen möchte.

Als direkte Konkurrenz gibt es das SurfTab® wintron 10.1 / Volks-Tablet von TrekStor. Preisempfehlung bei ebenfalls bei 250€. Man bekommt es aber schon für 200€. Muss dann aber noch 50€ für die Tastatur drauflegen. Ich hatte das Glück in der Uni jemanden mit dem TrekStor-Tablet zu treffen und mich überraschte erst die Ähnlichkeit der Tastatur-Hülle (selbe Knick-Magnet-Technik) und dann die Ähnlichkeit der Geräte selbst. Als ich dann mein WinTek auf die TrekStor-Tastatur gesetzt habe, konnte ich sie problemlos nutzen. Ohne genaueres zu wissen, gehe ich davon aus, dass die beiden Geräte vom gleichen Produzenten gefertigt werden und unter unterschiedlichen Marken verkauft werden. Das Tablet von TrekStor hat bessere Leistungsdaten (mehr RAM, mehr Massenspeicher, zusätzliche Kamera, normaler USB-Anschluss). Ob das einen 25% höheren Preis wert ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit: Volle Funktion zu kleinem Preis

Ich hatte das Gerät nur eine Woche, war aber begeistert wie flüssig Windows 8.1 darauf läuft. Die Kombination aus SSD und mobilem Quad-Core scheint zu funktionieren. Als günstiges Zweitgerät für die Uni ist es aufgrund des Preises sehr spannend. Alle Standard-Anwendungen laufen problemlos. Ein Leistungswunder darf man sich nicht erwarten. Auch für Personen, die überlegen sich einen günstigen PC anzuschaffen erscheint ist es eine Alternative. Für den Preis bekommt man kein Komplett-System. Grundsätzlich sollte man es eher als leistungsstarkes Tablet mit vollwertigen Windows zu einem günstigen Preis sehen und die Tastatur lediglich als Bonus.