Am 26. Oktober 2010, also vor fast 5 Jahren erschien mit Office 2011 die letzte große Version von Microsofts Office Suite für den Mac. Seit diesem Zeitpunkt hat sich viel getan. Auf der einen Seite haben mobile Betriebssysteme die Welt erobert und wollen sich verstärkt auch auf dem Produktivitätssektor behaupten, auf der anderen Seite setzten Online Office-Lösungen im Browser die konventionellen Desktop Programme unter Druck. Noch schlechter, dass Mac User bisher mit einer fünf Jahre alten Software kämpfen mussten, die – wenn wir uns ehrlich sind – schon damals seinem Windows Pendant um einiges hinterherhinkte. Für Anwender die Office 2013 auf Windows kannten, war Office 2011 auf dem Mac eine Qual: Langsamer, schlecht ins System integriert, häufig nicht 100% kompatibel und gerade mit sehr großen Dokumenten nicht immer fehlerfrei. Doch all das soll sich jetzt mit Office 2016 ändern.

Ganz gemäß Microsofts neuer Multi-Plattform Strategie will der Technologiekonzern seine Programme und Services auf allen Plattformen in bestmöglicher Qualität anbieten. Dass diese Strategie funktioniert und Microsoft (wenn es denn will) auch gute für andere Plattformen machen kann, sieht man an den neuen Office für iOS. Am Mac wirft Office 2016 endlich Altlasten über Bord und nutzt erstmals nicht mehr das veraltete Carbon Framework sondern das moderne Cocoa Framework. Das Design und der Menüaufbau wurde stärker an die Office-Versionen von anderen Plattformen angepasst, fühlen sich aber pudelwohl am Mac. Auch wenn die Menüs etwas anders angeordnet wurden, findet man die gesuchten Einträge sofort. Wer Office von anderen Plattformen kennt, wird mit der Bedienung von Office 2016 am Mac keine Probleme haben und sich schnell zurecht finden. Besitzer von Retina Macs werden sich darüber hinaus freuen: Erstmals sind Word, Excel, Powerpoint, OneNote und Outlook komplett auch für hochauflösende Displays optimiert.

Office 2016 arbeitet direkt mit Microsofts Online-Speicherdiensten wie OneDrive, OneDrive for Business oder Sharepoint zusammen. Eine separate App wird nicht mehr benötigt. Die direkte Unterstützung fällt gleich auf wenn man das erste Dokument speichern will. Dann wird nämlich nicht der normale OS X Speicherdialog geöffnet sondern es erscheint die Möglichkeit, die Datei direkt auf OneDrive zu speichern. Natürlich kann man über einen Button zum Standard-Speicherdialog zurückkehren und die Datei wie üblich auch direkt auf der Festplatte ablegen. Vor allem weil Office 365-Kunden sowieso über mehr als genügend Online-Speicherplatz verfügen, ist die direkte Integration von OneDrive ein willkommenes Feature. Jedoch hätte man die Möglichkeit zum Umschalten auf den Standard-Speicherdialog etwas offensichtlicher machen können. Zu diesem kommt man nämlich nur, wenn man auf den unscheinbaren Button „auf meinem Mac“ klickt. Zum Glück wird die zuletzt verwendete Speicheroption immerhin für künftige Speichervorgänge gespeichert.

Das Speichern auf OneDrive hat gegenüber der konventionellen Festplatten-Sicherung einen entscheidenden Vorteil: Man kann zusätzliche Leute zum Bearbeiten oder Ansehen des Dokuments einladen. Leider werden die Änderungen derzeit erst beim Speichern auf die Computer der anderen Nutzer übertragen und nicht direkt beim Tippen wie in der Browser-Version von Office oder Google Docs. Die Echtzeit-Bearbeitung wird  höchstwahrscheinlich in einem künftigen Update nachgeliefert. Schon jetzt können (manche?) OneDrive for Business Nutzer diese Funktion verwenden, wie Microsoft in einem Blogpost enthüllt hat. Sobald die Echtzeit-Bearbeitung für normale OneDrive-Nutzer auch verfügbar ist, wird Office 2016 für Schüler und Studenten noch interessanter. Gerade bei Gemeinschafts- und Gruppenarbeiten ist es sehr angenehm, wenn man sofort die getippten Zeichen seiner Co-Autoren sieht und den Stand des Dokuments Sekunde für Sekunde, Zeichen für Zeichen im Auge hat. Selbst wenn jeder vor seinem eigenen Bildschirm direkt nebeneinander sitzt.

Neben diesen programmübergreifenden Änderungen hat jedes einzelne Office-Tool selbstverständlich noch eine Reihe spezifischer Änderungen. Excel schlägt zum Beispiel künftig selbstständig passende Diagramm-Typen für unterschiedliche Daten vor und kann mit Hilfe des Analytics-Toolsets komplexe statistische Auswertungen, Optimierungen und Berechnungen machen. Powerpoint verfügt über eine verbesserte Ansicht zum Festlegen und Ändern von Animationen und über einen neuen Präsentationsmodus. Den größten individuellen Sprung hat wahrscheinlich Outlook hinter sich, das nun viel besser funktioniert und zu den Programmen auf anderen Plattformen aufgeholt hat.

Mit Office 2016 löst Microsoft viele Probleme der früheren Versionen und sorgt dafür, dass man sich als Mac User keine Alternative mehr suchen muss. Die aktuellen Versionen von Word, Excel, Powerpoint, OneDrive und Outlook machen einen sehr guten Eindruck und fühlen sich richtig gut an. Auch größere Dokumente sind kein Problem mehr und können viel performanter bearbeitet werden. Ab und zu sind noch ein paar Bugs bemerkbar, aber im großen und ganzen gibt es im Gegensatz zu den Preview-Versionen nichts mehr zu meckern.

Das Paket ist ab sofort für alle Office 365 Abonnenten als Download verfügbar. Das bedeutet, wer sein Office zum Beispiel über die Uni bezieht – immerhin bekommen viele Studenten an Universitäten Office 365 gratis – kann direkt auf die aktuelle Version updaten und es fallen keine zusätzlichen Kosten an. Wer kein Office 365 Abonnent ist, kann sich die Mac Version ab September auch konventionell kaufen. Ein Preis dazu wurde noch nicht veröffentlicht.

Weitere Reviews (vor allem zu den einzelnen des Office 2016 Pakets) könnt ihr hier auf zdnet.com oder alphr.com nachlesen.