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Letzte Woche hat mir Microsoft den Wireless Display Adapter zugeschickt. Es handelt sich dabei um einen HDMI-Stecker, etwa so groß wie zwei USB-Sticks mit einem USB-Kabel am Ende für die Stromversorgung. Er kann in jedes Gerät mit einem HDMI-Eingang gesteckt werden und verwandelt dieses zu einem kabellosen, externen Monitor für alle Geräte, die den Miracast-Standard unterstützen.

Anstecken, auswählen, fertig

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Mich hat fasziniert wie einfach der Wireless Display Adapter zu nutzen war. Bei meinem Test mit Lumia 930 und Surface Pro 3 hat es keinerlei Einstellungen benötigt. Das Anschließen war ähnlich einfach wie das anschließen eines externen Monitors via HDMI/DVI/VGA-Kabel. Ich werden den Adapter daher in meinen Rucksack packen, wenn ich unterwegs bin, um ihn zu nutzen, wenn ich wo etwas präsentiere. Somit bin ich nicht an Kabel gebunden und kann mich frei durch den Raum bewegen. Im Gegensatz zu Standards wie DLNA wird bei miracast der gesamte Bildschirm inklusive Ton übertragen. Somit ist man nicht darauf angewiesen, dass einzelne ihn unterstützen, sondern es reicht, wenn das Gerät selbst ihn kann.

Test mit Lumia 930

Der Wireless Display Adapter hat weder Knöpfe, noch sonstige Einstellungsmöglichkeiten. Einfach anstecken und fertig. Falls der Fernseher keinen USB-Anschluss hat, kann auch ein USB-Ladegerät wie es für Handys üblich ist genutzt werden. Dann läuft der Adapter allerdings ständig. Wird er direkt vom Fernseher mit Strom versorgt läuft er eben nur, wenn auch der Fernseher an ist.

Zurück zum Lumia 930. Die Einstellung für externe Displays befindet sich im Menü mit den Einstellungen. Entweder über das Notification Center, die App-Liste oder falls ihr es auf den Startbildschirmgeheftet habt, direkt. Etwas runterscrollen und „Externe Anzeige“ auswählen. Dort den Namen des Adapters antippen und etwa 10 Sekunden warten. Schon wird der Inhalt des Handys auf dem Fernseher angezeigt. So einfach ist es.

Das einzige womit ich meine Schwierigkeiten gehabt habe, war Hochformat/Querformat. Ebenfalls unter Einstellungen > Externe Anzeige befindet sich ein Button ‚Erweitert‘. Neben der Reparatur von Verbindungsproblemen, dem Aktivieren der Anzeige des Fingers auf dem Display und dessen Farbe, kann man dort auch die Ausrichtung des externen Displays einstellen. Hochformat, Hochformat (gedreht), Querformat und Querformat (gedreht) stehen zur Auswahl. Dabei scheint es nicht nur von der Ausrichtung des Displays selbst sondern unter Umständen auch von der App, die man nutzt abzuhängen, welche Option man wählen muss, damit der Bildschirm ausgefüllt wird. Nach kurzem Experimentieren kommt man aber immer schnell drauf. Nützlich ist das natürlich wenn man etwa einen Fernseher seitlich wo hängen hat und dennoch das Handydisplay richtig angezeigt bekommen möchte. Oder eben, wenn eine App sonst nicht richtig angezeigt wird.

Eine minimale Verzögerung zwischen Handy und Fernseher ist wahrnehmbar, aber für mich ohne Probleme. Gerade beim Schauen von Videos oder um anderen etwas auf dem Handy zu präsentieren, reicht es vollkommen aus. Lieber eine minimale Verzögerung und dafür ist man nicht an ein Kabel gebunden und es wird auch kein Computer zwischen Handy und Monitor benötigt. Die Verzögerung lässt sich möglicherweise weiter reduzieren, wenn man Fernseher möglichst viele processing-Features abgeschalten werden. Etwa durch sogenannte Spiel-Modis.

Auch Filme auf Netflix darüber zu schauen war kein Problem. In einer Amazon-Review wurde angemerkt, dass kein Ton übertragen wird, bei mir funktionierte dieser jedoch wie auch bei allen anderen . Einziger Nachteil von miracast am Handy ist, dass das Handydisplay an bleiben muss und man auch keine anderen währenddessen nutzen kann, weil ja immer der aktuelle Bildschirminhalt übertragen wird.

Die Verbindung wird automatisch getrennt, wenn man das Display des Handys über kurzes Drücken des Power-Knopfs ausschaltet. Oder man geht wieder in die Einstellungen und tippt erneut den Namen des Adapters an.

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Test mit Surface Pro 3

Mit dem Surface Pro 3 und anderen Computern mit Windows 8.1 funktioniert der Adapter ähnlich einfach. Zuerst den Adapter an den Fernseher anschließen, dann auf dem Surface das Charms-Menü aufrufen (von rechts ins Display streichen), ‚Geräte‘ auswählen, ‚Projezieren‘ wählen und den Name des Microsoft Wireless Display Adapters antippen. Alternativ geht das auch über die Einstellungen des Computers. Nach etwa 7 Sekunden ist der Computer mit dem Display Adapter verbunden und der Monitor kann wie ein normales externes Display genutzt werden.

Man kann sowohl den Bildschirm des Computers auf das externe Display kabellos spiegeln, aber auch den Monitor erweitern oder nur das externe nutzen. Das ist bei einem Gerät mit Touchscreen eher schwierig, weil man die Position raten muss, aber wenn man eine Maus oder Touchpad anschließt klappt auch das gut.

Mir kommt vor, dass es beim Surface etwas mehr Verzögerung gibt als beim Lumia 930. Woran das genau liegt, kann ich jedoch nicht sagen. Auch berichten manche Personen von starken Verzögerung, wenn man das Touchpad/eine Maus nutzt. Das Problem konnte ich wiederum nicht feststellten. Auch habe ich keine signifikanten Qualitätsunterschiede festgestellt, wenn ich zwischen Spiegeln/erweitern/nur externes Display hin und hergeschalten habe. Beim Spiegeln fällt natürlich auf, dass man auf dem Surface aufgrund des 3:2-Displays oben und unten schwarze Balken bekommt und das Bild nicht mehr so scharf ist, aber das liegt einfach an der niedrigeren Auflösung des Fernsehers (1080p im Test). Ein tatsächliches Problem sind die Bilder pro Sekunde, dazu aber mehr im nächsten Punkt.

Auch in Kombination mit einem Surface gibt es wieder zahlreiche Eisnatzmöglichkeiten. Damit begonnen, dass man das zusätzliche Display einfach als weiteren Monitor nutzt bis hin zur Zusammenarbeit in Meetings. Jede_r kann von seinem Platz aus das eigene Display an einen gemeinsamen Beamer senden oder man kann ein Surface herumgeben, jede_r kann mit Stift darauf arbeiten und alle sehen es auf dem großen Bildschirm. Aber auch in Restaurants oder ähnliches, wo man bisher umständlich Kabel legen musste oder zusätzliche Computer brauchte, ist man mit dem Wireless Display Adapter sehr flexible und kann sehr einfach von weiter weg einen Bildschirm mit Inhalten bespielen. Bei mir ist das Signal erst abgebrochen als ich aus dem Raum gegangen bin. Allerdings gibt es hier nur wenige WLAN-Netze oder andere Störquellen.

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30 Bilder pro Sekunde mit Wireless Adapter, 60 mit Kabel

Nun wird es etwas technisch. Die meisten Computerbildschirme arbeiten mit 60 Bildern pro Sekunde (fps – frames per second bzw. 60hz). Der Microsoft Wireless Adapter schafft jedoch nur 30 Bilder pro Sekunde. Ob dies an der Übertragung liegt oder an etwas anderen, kann ich nicht sagen. Sind 30fps ein Problem? Filme werden meist mit 24fps veröffentlicht, ein Standard, der noch vom analogen Kameras kommt. Inzwischen gibt es manchmal Ausnahmen. Etwa The Hobbit, welcher 48fps hatte. Auch als HFR (high frame rate) bezeichnet. Würde man nun die HFR-Version via Wireless Display Adapters schauen, würde man je Sekunde 18 Bilder „verlieren“. Für die meisten Personen nicht wahrnehmbar. Und wie schon geschrieben handelt es sich um Ausnahmen. Sonstiges Bildmaterial besitzt meist 30fps. Etwa Youtube-Videos. Aber auch dort gibt es schon einzelne Videos mit 60fps. Erkennt man an der „60“ hinter den Qualitätseinstellungen: „720p60“ und „1080p60“. Dennoch behaupte ich, dass es noch ein paar Jahre dauert bis es genug Videomaterial gibt bis es relevant ist. Videos kann man also bedenkenlos mit dem Display Adapter übertragen.

Wo es problematischer ist sind Videospiele. Auch dort hängt es wieder um einzelnen Spiel ab, ob man es bemerkt und auch wie geübt das eigene Auge dafür ist. Bei Videospielen wird wahrscheinlich zuerst die Verzögerung ein Problem sein bevor man sich mit den Bildern pro Sekunde beschäftigt.

In den meisten Präsentations- und Office-Kontexten sind die Bilder pro Sekunde irrelevant. Wenn man jetzt nicht gerade ein Filmunternehmen ist. Lediglich beim schnellen scrollen fällt es mir auf. 60fps fühlt sich flüssiger an, wenn man schnell durch eine lange Website scrollt.

Zu beachten ist, dass der Computer, der den Microsoft Wireless Display Adapter bespielt automatisch auf 30fps runterschaltet. Auch wenn er normalerweise 60fps leistet. Dabei ist es irrelevant, ob man das Display spiegelt, erweitert oder nur das des Adapters nutzt.

Im folgenden Video versuche ich den Unterschied sichtbar zu machen indem ich die UFO Framerate-Test-Webseite einmal über den Adapter und einmal über ein HDMI-Kabel anzeigen lasse. Am besten als Qualität 720p60 auswählen, ansonsten bekommt ihr nur 30fps zu sehen und der Unterschied ist nicht mehr so eindeutig. Um ihn noch sichtbarer zu machen, habe ich das Ganze mit 120fps aufgenommen und stellenweise (ist im Video eingeblendet) mit einem Viertel der Geschwindigkeit, also 30fps, abgespielt. Im zweiten Teil des Videos gibt es einen Seite-an-Seite Vergleich. Das Surface Pro 3 ist auch im Bild, um auch dort Unterschiede festzustellen und zugleich die Verzögerung sehen kann. Ich hoffe ihr könnt darüber selbst feststellen, ob euch der Adapter ausreicht.

Einstellungen und Updates über Windows App

Während man den Adapter nur anschließen muss, um ihn zu nutzen gibt es dennoch eine App, worüber man ihn minimal konfigurieren kann. Man kann ihm einen eigenen Namen geben, die Sprache ändern oder die Größe des Displays finetunen (etwa wenn man nicht alles auf dem Display sieht). Die zwei wichtigsten Funktionen sind jedoch die Vergabe eines PIN-Codes, der beim Koppel eingegeben werden muss und die Möglichkeit die Firmware zu aktualisieren. Der PIN-Code ist nötig, um zu verhindern, dass andere Personen bewusst oder unbewusst ihren Bildschirm an das Gerät koppeln.

Die App nennt sich Microsoft Wireless Display Adapter und ist im Windows Store zu finden.

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Fazit: Für bestimmte Szenarien perfekt

Der Microsoft Wireless Display Adapter ist kein Ersatz für Monitorkabeln im alltäglichen Einsatz, aber er ist eine großartige Alternative für Präsentationen, temporäre Setups und Situationen, wo man nicht an Kabel gebunden sein möchte oder kann. Der offene Miracast-Standard wird von einer Vielzahl von Geräten unterstützt (Windows-Laptops, Android-Smartphones, Windows-Smartphones,…). Allerdings funktionieren nicht alle Geräte so problemlos, wie die im Test, wenn man sich diverse Bewertungen ansieht. Der Preis ist mit 70€ hoch und man bekommt ähnliche Geräte um die Hälfte. Ob diese genausogut funktionieren kann ich derzeit nicht sagen, weil ich noch keines getestet habe. Ich bin mit dem Wireless Display Adapter zufrieden und bin gespannt wie er sich im Unialltag macht.

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Wie man vom Handy auf den Computer zugreifen kann, erfährt ihr im Beitrag zur Microsoft Remote App .