Ich hatte in den letzten 2 bis 3 Wochen Zeit, das Surface Pro 3 vor dem offiziellen Marktstart in Österreich genauer anzuschauen und startete den Versuch, ob das ” Tablet” wirklich (m)einen Laptop ersetzen kann.
Hier sind 6 Gründe dafür:
#1: Es ist ein Laptop … im Tablet
Die technischen Spezifikationen des Surface Pro 3 gleichen mehr deren eines ausgewachsenen Laptops als eines Tablets. Core i3, i5 oder i7 Prozessor, 4 – 8 GB Arbeitsspeicher und 64 – 256 GB Speicherplatz sprechen klare Worte. Dem kommt kein klassisches Tablet nach. Trotzdem hat Microsoft es geschafft, die ganze Technik in einem Tablet-Formfaktor unter zu bringen, der natürlich dünner und leichter ist als vergleichbare Laptops. 800 g beim Surface Pro 3 (ohne Type Cover) vs. 1,3 kg beim aktuellen Macbook Air.
#2: Es wird zum vollständigen Desktop PC – wenn man es will.
Mein Lieblingsfeature vom Surface Pro 3 ist zweifellos, dass man es mit ein paar zusätzlichen Accessoires zum vollständigen Desktop-Computer umfunktionieren kann. Über den USB-Anschluss oder Bluetooth eine Maus und Tastatur anschließen, über den Mini-DisplayPort einen Monitor und schon kann man wie gewohnt auf einem Desktop PC arbeiten. Besonders praktisch auch auf Reisen oder wenn man irgendwo zu besuch ist – denn Tastatur, Maus und Display steht in fast jeder Wohnung/Unternehmen herum. Einstecken und schon hat man ein schnelles, vollwertiges Arbeitsgerät ohne Kompromisse.
#3: Touch. Screen.
Ja, das Surface hat einen Touchscreen – und noch dazu einen ziemlich guten. Im Gegensatz zum vorherigen Modell ist man nun zu einer 3:2 Bildschirmdiagonale gewechselt, was ein viel angenehmeres Verhältnis ist. Das ganze Gerät ist ungefähr so groß wie ein A4-Blatt – das 12″ Display wegen dem Rahmen um dementsprechend ein bisschen kleiner. Mit einer Auflösung von 2160 x 1440 Pixel und einem standardmäßigen Scaling-Faktor von 150% stehen effektiv noch immer 1440 x 960 Pixel zur Verfügung. Mehr als bei meinem Macbook Air. Während man Tisch mit dem Type-Cover oder einer Tastatur + Maus-Kombi wohl eher den klassischen Desktop von Windows 8.1 verwendet, kann der Touchscreen zusammen mit der Modern UI-Oberfläche an anderen Einsatzorten seine Fähigkeiten voll ausspielen. Zum Beispiel gemütlich auf der Couch, in der Ubahn oder im Bett.
#4: Der Surface Pen
Ich war eigentlich noch nie ein Fan von Stifteingabe. Vor allem weil ich noch die Erfahrungen von frühen Stift-Lösungen im Kopf habe, die fast immer mehr schlecht als recht funktioniert haben und während den Anfängen von resistiven Touchscreens zum notwendigen Übel gehörten. Der Surface Pen zeigt aber schnell das Potenzial vom Stift. Erstens funktioniert er super – er ist präzise und unterstützt viele unterschiedliche Druckpunkte. Zweitens ist er gut ins System integriert. Ich kann mir vorstellen, dass nicht alle Surface Pro 3-Käufer einen Einsatzzweck für den Stift haben, es gibt aber schon einige Dinge, die ich mir verdammt super vorstelle: Zum Beispiel während (Powerpoint) Präsentationen, wo man direkt auf den Folien mit dem Stift Infos ergänzen, Text markieren und Zeichnungen skizzieren kann. Dementsprechend ein Killer-Argument sowohl im Unternehmens- als auch für Lehrer im Bildungsbereich, wo man langweilige Präsentationen interaktiver gestalten kann. Aber auch die Integration mit OneNote, das über den lila Button an der Oberseite des Stifts mit einem Klick gestartet werden kann, funktioniert gut.
Ebenfalls lustig, viele bieten Unterstützung für den Stift. So zum Beispiel Sudoku von Microsoft, wo man Zahlen ganz einfach mit dem Stift reinkritzelt. Sudoku war noch nie so gut auf einem Computer zu bedienen. ;-)
#5: Windows
Beziehungsweise: Ein “voll funktionsfähiges Betriebssystem”. Ja, Tablet-Betriebssysteme sind ganz nett, aber wenn das Tablet dein einziges Gerät ist und auch den Laptop ersetzen soll, braucht man ab und zu eben doch noch klassische Programme. Und alle Vorteile, die eben sonst noch mit Windows kommen. Zum Beispiel die Fähigkeit, alles an den USB-Port anstecken zu können und es funktioniert sofort: zB Scanner, Drucker, Kameras, etc.
Für Spieler besonders wichtig: Habt ihr schonmal versucht Steam auf eurem Android-Tablet oder iPad zu installieren? Genau, das geht nämlich nicht … und seien wir uns mal ehrlich: Manchmal braucht man dann doch ernsthaftere Games als die üblichen Tablet-Spiele ;-)
#6: Das Type Cover
Wie bei vielen Microsoft Produkten brauchte auch das Type Cover drei Iterationen bis es gut wurde. Das neue Type Cover ist angenehmer beim Tippen als die Vorgänger und hat trotz der kleinen Abmessungen eine angenehme Tastengröße. Die mechanischen Tasten werden beim Tippen ausreichend weit hinuntergedrückt, sodass ein angenehmes haptisches Feedback entsteht. Auch das Touchpad wurde komplett überarbeitet – immerhin war es ja einer der größten Kritikpunkte am vorherigen Cover. Es ist nun 70% größer und bietet dank neuen Materialien weniger Reibung. Zwar ist es nicht ganz auf dem Niveau eines MacBook Touchpads, aber viel besser als bisherige Lösungen. Alles in allem ist das Type Cover keine 100%ige Tastatur-Alternative, aber wirklich “good enough” für nahezu alle Anwendungszwecke.
Jetzt hatten wir 6 gute Gründe dafür, aber es gibt auch einen Grund gegen den vollständigen Laptop-Ersatz:
#1 “Lapability”
Lapability, die Fähigkeit ein Gerät sitzend auf dem Schoß (engl. Lap) zu verwenden. Was beim Surface 1 & 2 noch ein sehr großes Problem war, funktioniert beim Surface 3 viel besser. Der verbesserte, stufenlose Kickstand und das neue Type-Cover, das nun per Magnet stabilisiert wird, verhelfen dem Surface Pro 3 zu viel mehr Lapability als seinen Vorgängern. Aber trotzdem ist man von einem richtigen Laptop noch entfernt. In der derzeitigen Konstruktion wird es aber auch nie so stabil sein können, weil ganz einfach eine starre, feste Unterseite fehlt. Lapability zählt übrigens nur, wenn man ein Keyboard braucht. Falls man beispielsweise auf der Couch nur ein Tablet benötigt und auf ein Keyboard gar nicht angewiesen ist, gewinnt das Surface gegen einen Laptop.
Danke für den Überblick. Ich überlege, meinen Windows Rechner samt Laptop zu ersetzen. Für mich wohl ein gewagter Schritt, aber in Kombination mit dem Dock scheint mir das eine sehr passable Lösung zu sein.
Wie sieht es denn mit der Lautstärke / Temperatur aus? Irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht? Scheint ja mit der i7-Serie ein unausgesprochenes “Hitzeproblem” zu geben.
Hi Fabian,
Also mit dem Dock stelle ich mir es wirklich super vor. Meinst du mit Lautstärke die Lautsprecher oder den Lüfter? … Erstere ist im Gegensatz zu den Vorgängern um einiges verbessert worden und jetzt ausreichend gut. Den Lüfter hört man schon des öfteren, dafür ist das mit der Hitze bei meinem i5-Modell kein Problem. Bezüglich dem Hitzeproblem bei den i7-Modellen arbeitet Microsoft angeblich an einer Software-Lösung.
Ja genau, den Lüfter meinte ich. Das einzige, was mir noch Kopfzerbrechen bereitet, ist die Skalierung auf meinem externen 1080p Monitor – zu Hause muss dort alles bestens aussehen und unterwegs eben auf dem Surface. Beides gleichzeitig wäre der Idealfall, aber scheinbar gibt es immer noch keine separate Skalierung unter Windows 8.1.
Die Leistungsdaten lesen sich ja soweit ganz gut. Ob es mit meinem doch schon alten Intel Q9300 + HD7700 mithalten kann .. im Bereich Photoshop/Lightroom und einfachem (!) Videoschnitt? Zumindest bei GPU-unterstützten Aktionen vermute ich Abstriche. Wenn ich das Teil irgendwo mal unter die Finger kriege, muss ich das testen.